Robert Jentzsch

Eine typische sorbische Hochzeit - zu Krabats Zeiten

Schon während der Spinte merkte unsere zukünftige Braut Marija, das dieser Janko ein Auge auf sie geworfen hatte. Zu Zampern war abends wie immer Tanz und die alten, weisen Dorffrauen fingen an zu kuppeln. Das musste man den Frauen des Dorfes lassen: sie wussten alles. Wie man zwei Liebende zusammenbringt. Wie man allerlei Krankheiten nicht nur bei Kühen heilte und Zauber abwendete - und vor allem: wie man die sorbische Gemeinschaft des Dorfes zusammenhält.

Es konnte dauern, bis geheiratet wurde, denn ohne eigenen Wohnsitz gab es keine Gründung einer neuen Familie, und nicht immer reichte der eigene Besitz aus, um den Brauteltern zu genügen. Zu Krabats Zeiten waren die Bauern noch Leibeigene und konnten nur mit Erlaubnis des Gutsherrn heiraten. Stimmten die Voraussetzungen, folgte die Brautwerbung, bei der bereits der Braška eine große Rolle spielte und die Absprachen mit den Brauteltern führte. Die Mitgift der Braut hatte die Familie bereits über Jahre zusammengestellt. Eine gut gefüllte Brauttruhe mit Leinentüchern, Decken und allem, was der neue Hausstand erforderte würde auf einem großen Wagen den Hof wechseln, denn die Braut wurde damit in die Familiengemeinschaft ihres Mannes aufgenommen und verließ ihre bisherige Familie. 

Stand dann die große Hochzeit an, musste alles vom Braška organisiert werden. Regeln und Rituale sollten eine glückliche Ehe und ein langes gemeinsames Leben sichern. Vor allem auf der Braut lag eine große Verantwortung und Hoffnung. Sie garantierte mit der Geburt der nächsten Generation den Erhalt der Familie und somit auch den Hof, der ohne Nachfahren zurück an den Gutsherren ging. 

Das Essen und Trinken war ein wichtiger Punkt. Schon Tage vorher brachten die geladenen Gäste Butter, Eier und notwendige Zutaten zum Hochzeitshaus, denn kein Hof hätte die notwendigen Mengen für bis zu 500 Gäste allein aufbringen können! So wurden Butterschäfchen später zum Symbol für das Glück, das man dem Paar wünschte und von den Mägden überbracht, die somit auch das Recht an der Hochzeitsteilnahme erhielten. Schwarze Tunke, viel Rind- und Schweinefleisch, Buchweizengrütze und Brot gehörten zum traditionellen Essen, erst durch die Einführung französischer Gerichte in die gutbürgerliche Küche entstand die heute klassische Hochzeitssuppe. Kuchen wurde reichlich gebacken um alle geladenen Gäste, aber auch die ärmeren Dorfbewohner zu versorgen und so den Segen des Dorfes zu erhalten und keinen Neid zu erwecken. Bier, Branntwein und Schnaps flossen reichlich. 

War der Tag gekommen, stieg die Braut in Tracht in einen Brottrog und wieder hinaus. Daher der sorbische Name „kwas“, der nichts anderes heißt als Sauerteig. Man feiert die serbski kwas, doch wer würde ahnen, das man damit das erfolgreiche Gären des Sauerteiges meint, das symbolisch mit dem Werden und Wachsen einer Schwangerschaft verknüpft wird? 

Einfach so läßt man die Braut nicht gehen- erst muß der Braška sie mit einem „Tisch voll Geld“ erkaufen (5 Münzen), dann versucht der Brautvater eine Alte oder ein junges Mädchen statt der Braut zu geben, nun folgt die Braut. 

Die Trauung in der Kirche ist kurz, es gibt bis in die Mitte des 20. Jh. keine Eheringe. Danach geht es durch Wegsperren zum neuen Wohnort des Paares. Mit dem Tragen über die Schwelle ist die Ehe besiegelt. Danach folgt das Essen im Hochzeitshaus (oftmals aus Platzmangel in der leergeräumten Scheune) und danach geht es zum Tanz. Der Bräutigam darf nur kurz vor Mitternacht mit seiner Braut tanzen, während sie jede Tanzrunde mit einem anderen Mann eröffnet. Ein letztes Mal ist sie somit die Umworbene, ihre Zukunft ist die Mutterschaft und die Zusammenarbeit mit den Frauen des neuen Haushaltes, um die sorbische Gemeinschaft zu erhalten.

 

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