Die Schwarzkollmer Hochzeitstracht
Unsere Marija trägt eine ganz besondere Tracht, und nur einmal im Leben wird sie so über die Schwelle ihres elterlichen Hauses schreiten und ihre bisherige Welt als unverheiratetes Mädchen verlassen. Bisher trug sie einen roten Wollrock, ihre Zukunft ist die Farbe grün. Damit wird sie zur ehrbaren Frau.
Die sorbische Brauttracht weist viele Details auf, die von Ort zu Ort leicht abweichen. Eine Braut aus Bröthen trägt zum Beispiel eine Bortka (schwarze zylinderförmige Haube), während die Schwarzkollmer Braut eine aus Bändern gewickelte Haube trägt. Beiden gemeinsam ist der Sternenkranz, welchen die Braut für einen Tag von der Göttin selbst „geliehen“ bekommt und sie zur höchsten Person des Tages macht. Solche Sonnen- oder Sternenkränze waren bereits in vorchristlicher Zeit bekannt und wurden von Priesterinnen getragen. Die sorbische Braut zeigt noch stärker als die moderne Braut mit ihrem Diadem den Ursprung dieses heute als Zierde wahrgenommenen Schmuckes.
Eine Tracht aus vielen Elementen:
Die Röcke: Wattrock, grüner Rock, schwarzer Wollrock
Desweiteren: Krausenkittel mit grünen Unterärmeln, grünes Brustbrett, auf das Mieder gesteckte grüne Verschnürung sowie angestecktes Pläsier, grünes Halsband, Brautnetz, auf dem Rücken schwarz-weiße Schleifen und eine schwarze Schleife, grüne und weiße Pulswärmer mit Perlen, grünes Taillenband mit Spitze, weißes Tuch mit 3 Myrthenzweigen
Die Schürzen: grüne Seidenschürze, weiße gestickte Schürze
Wenn Sie unsere Saga live erleben konnten, dann werden Sie bemerkt haben, das unsere Marija sich - dank unserer zaubernden Ankleidedamen - „ganz schnell etwas Bequemeres“ angezogen hat. Aus der Kirchgangstracht mit schwarzem Wollrock und all den Details in aufwändiger weißer Lochstickerei wurde eine schlichtere Tracht in der Hauptfarbe grün.
Auch in früherer Zeit hätte sich die Braut für den Tanz umgezogen. Die wertvolle Brauttracht, welche zumeist nur einmal in jedem Dorf existierte, wäre nicht nur sehr unbequem, sie würde auch entehrt werden. Die aufwendige Lochstickerei, welche die Fertigkeiten zeigt, die innerhalb der Dorfgemeinschaft existierten, ist ursprünglich aus der Armut der Region heraus entstanden und zeigt die Reinheit der Braut vor Gott. Symbolträchtig trägt die Braut für den Kirchgang ein Brautnetz mit Perlen, die sich wie Tränen in dem Netz verfangen haben. Überraschenderweise soll die Braut, solange sie diese Tracht trägt, viel weinen. Sie verabschiedet sich von ihrem Elternhaus, sie verlässt ihr bisheriges Leben als Unverheiratete. Und wenn sie viel weint, dann muss sie in der Ehe nicht mehr weinen. Der Übergang vom Mädchen zur Frau erfolgt somit in der besonderen Hochzeitstracht, die für wenige Stunden Leitfaden für ein Überführungsritual ist.
Da ihre Brautjungfern noch unverheiratet sind, tauchen bei den Družkas Elemente der Brauttracht in Rot statt grün auf. Die Zamame (die bisherige Patin wird zur Mutterstellvertreterin) trägt eine Haube als Zeichen der mütterlichen Funktion, welche sie an diesem Tag übernimmt. Sie behütet die Sittsamkeit der Braut und lässt der Braut keine unbedachten Freiheiten an diesem Tag. Wir haben uns allerdings im Sinne der unterhaltsamen Aufführung gegen eine schweigende, weinende Braut entschieden.