Robert Jentzsch

Ein sagenumwobener Ort namens Collm

Wenn man ein Dorf nach einem Hügel benennt, dann muß dieser kleine „Kubitzberg“, wie wir ihn heute nennen, wohl von Bedeutung gewesen sein. Welche vorchristlichen Feiern hier auf dem „Schwarzen Hügel“ einstmals abgehalten wurden, wissen wir leider nicht. Doch trotz unserer Ahnungslosigkeit feiern wir auch heute noch unser Maibaumwerfen auf dem Berg und krönen das Maipaar. Wir haben vergessen, das bei den früheren Slawen Živa alljährlich ihren Bruder Jarilo im Mai heiratete und somit der Kreislauf des Jahres von Neuem beginnt.

 

Der strahlende Wallfahrtsort

Aus heidnischen, heiligen Bergen wurden in christlicher Zeit Kirchberge. Bot der Ort zusätzlich noch eine reine Quelle zu Füssen des Berges, war die Erhöhung zum Wallfahrtsort ein weiterer Schritt. Die Schwarzkollmer Dorfstrasse war schon vor Jahrhunderten ein vielbefahrener und wichtiger Verbindungsweg zwischen der Hohen und der Niederen Straße und bot mit einem eigenen „Geleyt“ Sicherheit auf der Reise und mit Gasthof, Richter und Schule sowie einem doppelt so hohen Kirchturm wie üblich einen wichtigen und markanten Halt auf den gefährlichen und schlechten Wegen durch die Lausitz.

Durch ein Marienheiligtum im Ortskern (heute steht auf dem früheren „Bergel“ ganz zufällig unser Krabat als Flötenspieler) wurde Collm, wie es lange Zeit nur hieß, sehr reich. Maria war hier nicht allein- ihr standen der heilige Johannes und der heilige Joseph zur Seite - eine eher seltene Szene, in der Joseph seinen nicht-leiblichen Sohn anerkennt und Marias Reinheit vor Gott besiegelt wird.

So kamen vor allem junge Frauen zu unserer Maria und baten um eine glückliche Geburt, Ehe oder Kindersegen. Der Annabrunn am Fuße des Kubitzberges bot das heilige Wasser der Mutter Anna, der Patronin für Mütter, Ehe und Geburt. In der Marienkirche zu Schwarzkollm findet sich ab 1450 eine heilige Margareta, welche - Sie ahnen es - ebenso bei Schwangerschaft und Geburt sowie von Jungfrauen und Ammen angerufen wurde und gegen „die Unholde aus der Tiefe des Wassers“ helfen sollte.

 

Die dunkle Welt hinterm Teufelsstein

Da draußen, gleich hinter dem Stein, auf dem der Teufel einst saß und außerhalb der dörflichen, christlichen Gemeinschaft lauerte sie: die Zwischenwelt. Dort, wo der kuzłar (sorb. Zauberer) am Übergang zum dunklen Wald lebte und seine Mühle nicht einmal am heiligen Sonntag still stand. Er konnte zaubern - der Müller im Koselbruch, und da es überall in den Mühlen nicht mit rechten Dingen zu ging, war auch die Collmer Mühle ein Ort, den gottesfürchtige Jungfern meiden sollten. So erzählte man sich wohl auch bei uns bald Geschichten über die fremden Müllersburschen, die per Gesetz Augusts des Starken nicht im Gasthof übernachten durften und strengen Regeln verpflichtet waren.Vor allem aber sollten die Mädchen den jungen, hergelaufenen Burschen nicht trauen...

Vielleicht war es sogar eine junge Hanka, die bei einem fremden Müllersburschen schwach wurde? Die Reformation hatte dazu geführt, das Schwarzkollm als Wallfahrtsort vergessen wurde. Aus dem Annabrunn wurde ein Hankabrunnen- und die Sage von der jungen Dame, die schwor, nicht schwanger zu sein und dann verriet der ausgetrocknete Brunnen sie doch, war geboren… Die Keuschheit der Schwarzkollmer Jungfern wurde sagenhaft, und aus dem bei Leippe befindlichen Jungfernstein wurde eine weitere „Gefallene Jungfer“-Sage.

Aber natürlich geht in unserer Version alles ganz keusch zu und deshalb steht zuerst eine Hochzeit an!

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